Genießen Sie den Ruhestand – wir kümmern uns um den Rest?
Die Werbung verspricht wahre Wunderdinge: „Genießen Sie den Ruhestand – wir kümmern uns um den Rest.“ Wer wollte da nicht zuschlagen? In den Genuss des Wunders sollen Sie mit einem Teilverkauf ihrer Immobilie gelangen. Die Anbieter versprechen rasche Liquidität, geringe Kosten und hohe Sicherheit. Stimmt das?
Schauen wir zunächst mal, wie das Ganze funktioniert. Nehmen wir an, ihre Immobilie sei 500.000 Euro wert und Sie möchten gern 100.000 Euro Erlös erzielen. Dafür verkaufen Sie 20 % ihrer Immobilie an den Anbieter. Das kann eine Bank, eine Maklerfirma oder ein Teilverkaufsspezialist sein.
Der ist künftig Miteigentümer ihres Hauses oder ihrer Wohnung. Dafür verlangt er von Ihnen ein monatliches Entgelt, also eine Art Miete. Üblich sind Margen zwischen 5% und 7% des Auszahlungsbetrags.
Wenn wir von 6 Prozent ausgehen, sind das im Jahr in unserem Beispiel also 6.000 Euro, macht 500 Euro im Monat. In der Regel wird im Gegenzug ein lebenslanges Nießbrauchrecht für Sie im Grundbuch eingetragen.
Also alles easy?
Nicht ganz. Denn das monatliche Nutzungsentgelt dürfte in den meisten Fällen deutlich über der ortsüblichen Miete liegen. Für Ihren neuen Miteigentümer ist das also attraktiv. Dazu kommen die Kosten für Instandhaltung und die Grundsteuer. Da halten sich die Teilkauf-Anbieter meist vornehm zurück. Und das heißt: Die Kosten für eine neue Heizung oder einen altersgerechten Umbau zahlen Sie ganz allein, obwohl Sie einen Teil ihres Eigentums verkauft haben.
Und es gibt weitere Kosten: Wenn Sie sich später entschließen, ihr Haus oder ihre Wohnung ganz zu verkaufen, fällt noch mal ein sogenanntes Durchführungsentgelt an. Meist liegt die Gebühr bei 2,25 bis 5,5 Prozent des gesamten Verkaufserlöses.
Nehmen wir an, ihr Haus ist mehr wert geworden und Sie verkaufen das Objekt für 600.000 Euro. Davon bekommt der Miteigentümer 20 %, also 120.000 Euro plus das Durchführungsentgelt. Das klingt erstens ziemlich kompliziert und zweitens gar nicht mehr nach der unbeschwerten finanziellen Freiheit im Alter.
Niklas Domberg, Immobilienmakler mit langjähriger Expertise am münsterschen Markt rät denn auch: » Finger weg von diesen unseriösen Angeboten…Hier gibt es nur einen Gewinner, - und das ist der Anbieter. «
Hypothek als Alternative
Eine Alternative zum Teilverkauf ist übrigens ein Kredit auf Ihre Immobilie: Hypothekenzinsen liegen derzeit bei zehnjähriger Zinsbindung zwischen 3 % und 3,5 %. Zuzüglich Tilgung liegen Sie damit also in dem Bereich des monatlichen Nutzungsentgelts bei Teilverkauf. Aber: Haus oder Wohnung gehören Ihnen weiter ganz allein.
Hilfreiche Links
Verbraucherzentrale
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/kredit-schulden-insolvenz/teilverkauf-der-eigenen-immobilie-was-sind-die-haken-der-angebote-48054
Finanztip
https://www.finanztip.de/immobilienverrentung/teilverkauf/
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht
https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/KrediteImmobilien/Immobilienfinanzierung/Immobilienteilverkauf/Immobilienteilverkauf_node.html